Literatur: Praxis des Herzensgebets

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Im Auge des Orkans

So überschreiben die Autoren Andreas Ebert und Peter Musto die Einführung in ihr Buch „Die Praxis des Herzensgebets. Einen alten Meditationsweg neu entdecken.“ Sie beschreiben damit treffend die Haltung, die sich während der Übung des Herzensgebets entwickeln soll. Dazu später mehr.

Die Autoren beziehen sich in ihrem 176 Seiten starken Praxisbuch auf den Jesuiten-Pater Franz Jalics, der das Herzengebet aus seiner Gebetspraxis in einem argentinischen Militärgefängnis in 1970er Jahren entwickelt hat. Das Herzensgebet ist auch als Jesus-, Ruhe- oder hesychastisches Gebet bekannt.

Zehn Wochen, zehn Schritte

Gleich zu Beginn nehmen die Autoren dem willigen Laien die Angst. Für das Herzensgebet gilt nur eine Regel: Einfach Anfangen! In diesem Sinn begleitet das Buch den Laien von der äußeren Form wie dem Wahrnehmen der Umgebung über das Sitzen, das Atmen und den Gebrauch der Hände immer tiefer hinein in diese sehr einfache aber nachhaltige und ergreifende Gebetsform. In zehn Schritten unterweisen die beiden den Betenden. Jeder Schritt wird eine Woche lang eingeübt.

Jeden Tag wird ein anderer Aspekt des kontemplativen Gebets eingeübt, ohne die vorherigen Übungen zu ignorieren. Das alles geschieht mit großer Disziplin aber ohne Härte. Immer wieder erklären die Autoren Sinn und Zweck einzelner Übungen und erschließen dem Übenden so einen größtmöglichen „technischen Nutzen“.

Tieferer Sinn

Das spricht die linke Gehirnhälfte an, den Verstand, erfüllt zugleich aber einen anderen Zweck: Er wird beruhigt und macht den Weg frei für die Übungen, die direkt die rechte Gehirnhälfte ansprechen, das Gefühl. Und so können die Übenden Erfahrungen sammeln und mit Verstand und Gefühl prüfen, ob ihnen diese Gebetsform gefällt.

Und darauf kommt es an: Denn wer diese Gebetsform nicht mag, wird sie schnell wieder sein lassen. Die Stille, so meine Erfahrung mit dem Herzensgebet, ist der Raum, in dem sich Überraschendes ereignen kann, aber nicht muss. Diese Spannung auszuhalten, ist die Messlatte. Während außen der Sturm tobt, sitzt man unerschütterlich in der Stille. Das muss man wollen. Lernen kann man es mit diesem Buch, das auch eine CD mit geführten Meditationen enthält. 

Ein Gebetsweg für Männer

Aus meiner Sicht ist das Herzensgebet ideal für den betenden Mann: Ohne Worte sitzt er vor Gott. Er lässt sich dabei auf den Kampf mit seinen inneren Dämonen ein, lernend und – später – wissend, dass Gott in der Stille bei ihm ist und sein wird, egal, was kommt. Auf diesen Kampf kann das Buch nicht vorbereiten, aber das ist auch nicht der Anspruch der Autoren. Sie vermitteln die Technik und den Geist, der hinter dem Herzensgebet steht. Das machen Sie sehr gut.

Ich kann dieses Buch uneingeschränkt empfehlen.

Die Praxis des Herzensgebets – einen alten Meditationsweg neu entdecken;  Andreas Ebert / Peter Musto; Claudius Verlag, München; 176 Seiten plus CD (70 Minuten), ISBN 978-3-532-62444-9, 19,90 Euro

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