Ich will mein Leben zurück!

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Der Schrei nach Normalität

„Ihr klaut uns unser Leben!“
„Es soll wieder so werden wie im Oktober 2019!“
„Ich will mein Leben zurück!

Wer kennt sie nicht, die verzweifelten Ausrufe und Forderungen angesichts von Lockdown, Einsamkeit, Distanzregeln und Maskenpflicht aufgrund der Pandemie. Es ist der Schrei nach Normalität. Und auch wenn die meisten Menschen einsehen, dass wir uns gegenseitig vor Ansteckungen schützen müssen, geht auch bei diesen Gutwilligten die Kondition im Seuchen-Marathon langsam zur Neige.

Wie ist die Lage?

Objektiv betrachtet, sind die Folgen von Corona inzwischen so massiv, dass sie nicht wieder verschwinden werden. Hundertausende sind weltweit am Virus gestorben: Väter, Mütter, Söhne, Töchter, Großvater und – Mütter. Wer keinen Angehörigen verloren hat, trauert vielleicht um einen Freund, eine Freundin, eine Kollegin oder einen Kollegen. Und wer die Infektion überlebt hat, leidet oftmals für lange Zeit an den Spätfolgen. Gleichzeitig kämpfen Hotel- und Restaurantbesitzer, Einzelhändler und die ganze Veranstaltungsbranche um Ihre Existenz.

Parallel dazu gibt es ab er auch gewaltige Entwicklungsschübe bei Medizin, Technik und in der Arbeitswelt: Innerhalb kürzester Zeit wurden weltweit etliche Impfstoffe gegen das Virus entwickelt und zugelassen. Die Bürokratie wurde dabei nicht, wie von vielen behauptet ausgeschaltet, sondern lediglich effizienter genutzt. (Dass das geht – ohne den Druck der Pandemie war unvorstellbar.

Die Digitalisierung in Gesellschaft, Schulen und Behörden schreitet verglichen zu vorher ziemlich schnell voran. Neue Arbeitsmethoden und -konzepte halten im Verbund mit einem sich langsam entwickelnden neuen Gesellschaftsbegriff Einzug in Firmen und Privatwohnungen.

Doch viele sehen das nicht, können es nicht sehen und einige wenige wollen es nicht sehen.

Die Angst, dass wir auf unbestimmte Zeit dem Virus hilflos ausgeliefert sind und die Ungewissheit, was das für uns bedeutet, treibt sie auf die Straße und/oder in die Arme von Verschwörungserzählern, die ihnen populistisch und oft ohne vernünftige Grundlage das Blaue vom Himmel versprechen, aber dabei sich und ihren Opfern etwas in die Tasche lügen. Andere igeln sich ein, gehen in die innere Immigration oder werden depressiv. Angst macht sich breit, Hoffnungslosigkeit, Wut

Kontrolverlust, Hoffnungslos, Depression, Leiden
Perspektive Mannsein, lebendig, Kraft, kraftvoll, Licht
Aufbruch, beruhigt, in sich ruhend, heilig

Was haben wir selbst in der Hand?

Das Virus und in der Folge andere Instanzen bestimmen über unser Leben, und greifen tief in unseren Alltag ein: Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht, geschlossene Geschäfte und Lokale. Schulen, Kitas, Schwimmbäder, Fitnessstudios sogar Sportvereine – alles dicht. Wie lange? Keine Ahnung. Wir müssen erkennen: Wir haben nicht die Kontrolle. Doch kennen wir das nicht? Waren wir nicht auch vor der Pandemie schon immer dem freien Spiel der Kräfte ausgesetzt?

Hand aufs Herz: Was in unserem Leben konnten wir wirklich bestimmen? Und ich meine dabei nicht Dinge wie: „Was essen wir morgen?“ Wie organisiere ich meine Woche, den nächsten Arbeitstag oder das große Meeting?“ Ich meine die großen Zusammenhänge im Leben: Gesundheit, Berufsweg, Nachbarschaft, Familienglück…

Den Wandel ausgeblendet

Objektiv betrachtet war unser „altes Leben“ nie eine Konstante oder exakt planbar. Doch mit dieser Unplanbarkeit sind wir gut klargekommen. Wir haben sie schlicht im Alltag ignoriert und uns aufgrund unseres durchgeplanten Tages vorgemacht, wir hätten alles im Griff. Dabei haben wir nicht bemerkt, dass wir uns ständig verändert haben, und dass sich damit auch unser Leben ständig verändert hat. Der Grund: Die Veränderungen waren für uns nicht bemerkenswert, oder besser geasagt: nicht „des Merkens wert,“ denn sie kamen schleichend daher.

Aber die Veränderungen durch die Pandemie können wir nicht ignorieren, denn wir wurden von jetzt auf gleich komplett auf uns selbst zurückgeworfen: Keine Zerstreuung durch den Büroalltag, Konsum oder Konzerte, permanente Präsenz der Pandemie in den Medien und beim Blick auf die mit Masken verhüllten Freunde und Bekannte, Isolation. Der dumme Spruch von früher „Das einzig Beständige ist der Wandel.“ wird vom Virus in unseren Alltag geprägt, kalt, unberechenbar und unabänderlich.

Die harte Wahrheit ist: So wie im Herbst 2019 wird es nie wieder werden.

In den Jahren seit meiner Initiation im Jahr 2016 habe ich gelernt, dass die Schöpfung, dass Gott so viel mehr für mich bereithält als meine kleinen menschlichen Pläne. Was ich seit 2016 an mir erlebt und mit mir eingeübt habe, war so viel – entschuldigt den Ausdruck – geiler als alles, was ich je hätte planen können. Trotz Corona, trotz teilweise wahnsinniger Schmerzen in Rücken und Bein, trotz Leid und Traurigkeit und ja auch trotz Phasen der Angst und Verzweiflung. Denn auch mich quält die Ungewissheit dieser Zeit.

Ich habe gelernt, dass ein Problem, das wie eine fünf Meter hohe Wand vor mir stand, im Nachhinein nicht einmal so hoch wie eine Türschwelle war. Dass meine erlernten oder ererbten Muster mich dazu getrieben haben unter meinen Möglichkeiten zu bleiben.

Nein, ich bin kein Supermann oder eiskalter Klotz, der nichts an sich heranlässt. Ich nutze nach den Übungen auch nicht mehr Gehirnschmalz als vorher. Daum geht es nicht.

Es geht um die Chance hinter der Angst, den Sieg des Lebens, die Kraft, die in der Schöpfung liegt und damit in mir.

Die Kontrolle abgeben

Liegt darin nicht auch eine Chance? Können wir Corona nicht als Chance, als Motor für etwas begreifen, das Größer ist als wir selbst? Warum vertrauen wir nicht dem Spruch „Am Ende wird alles gut, und wenn es nicht gut ist, ist nicht das Ende“? Ich versuche es zumindest. Seit meiner Initiation 2016 übe ich, auf diese Selbstorganisationskräfte zu vertrauen.

Das ist für mich ein großer Schritt. Ich war ein Mensch, der immer alles geplant hat. Und weil diese Pläne scheiterten oder scheitern konnten, habe ich Ersatzpläne geschmiedet und Ersatzpläne für die Ersatzpläne der Ersatzpläne. Doch während meiner Initiation habe ich den Ursprung dieser Planungssucht erkannt: Angst. Angst zu scheitern, Angst nicht gesehen zu werden, zu verschwinden.

Langsam, ganz langsam kann ich mich aus der Umklammerung der Angst befreien und inzwischen plane ich nur noch den Alltag, Beruf, Privatleben, Sport. Die Großprojekte des Lebens überlasse ich – ja wem eigentlich? Manche sagen: dem Zufall. Ich sage: der  Schöpfung, Gott

Sieg des Lebens

Nein, ich bin kein Supermann oder eiskalter Klotz, der nichts an sich heranlässt. Ich nutze nach den Übungen auch nicht mehr Gehirnschmalz als vorher. Daum geht es nicht. Es geht um den Sieg des Lebens, die Kraft, die in der Schöpfung liegt und damit in mir.

Wer fordert „Ich will mein Leben zurück.“ erklärt sich selbst für tot. Er verweigert sich seinem Leben. Denn dieser merkwürdige, dieser des Merkens würdige Zustand ist jetzt unser Leben. Und wir haben nur dieses Leben. Wir können nicht sehen, was daraus wird. Aber das konnten wir, um ehrlich zu bleiben, nie.

Und weil wir es bisher in der Vergangenheit gemeistert haben, mal recht mal schlecht, sollten wir jetzt das tun, was wir immer gemacht haben: weitergehen. 

Gott und mit ihm Schöpfung und Evolution kennen keinen Stillstand.

Fallen lassen - verwandeln lassen

Auch wenn es schwerfällt, wehtut, hoffnungslos erscheint und dunkel, wenn die Mauer auf unserem Weg unüberwindlich erscheint. gehen wir weiter, weil es immer weitergegangen ist.

Wenn wir uns auch jetzt vertrauensvoll in diesen tiefsten Grund fallen lassen, wenn wir diesen kleinen Tod zu sterben, finden wir, was wir nie verloren haben:

unser Leben – verwandelt, leuchtend, neu.

Doch Vorsicht! Auch dieses neue, dieses verwandelte Leben wird nicht bleiben. Es wird sich wieder verändern, wieder sterben und mit ihm wird ein Teil von uns sterben. Denn die Schöpfung, Gott lässt keinen Stein auf dem anderen, wenn es darum geht, uns zu verändern. Damit bleibt Gott sich und uns immer treu – lebendig, flexibel und liebend, weil alles in sich haltend.

unser Leben - verwandelt, leuchtend, neu.

Weitergehen, weiten lassen ...

Und so wird dieses Absterben unseres alten Lebens durch die Pandemie zum Training für das große Sterben am Ende unseres irdischen Weges, ein Versprechen, wie Hermann Hesse es in seinem Gedicht „Stufen“ andeutet:

„Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.“

Lassen wir uns weiten vom Leben, von Gott.