Literatur – Die Macht der Geheimbünde

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das Buch macht noch mehr: Es benennt die Verbindungen zwischen den einzelnen Gruppen, beleuchtet die gegenseitigen Einflüsse und räumt mit so manchem Vorurteil auf.

Wie viel Macht haben Geheimbünde?

Was machen Freimaurer, Rosenkreuzer und Kabbalisten? Wie sind sie entstanden? Wie sind sie miteinander verwoben? Welchen Einfluss haben Sie? Diese Fragen beschäftigen viele Menschen und rufen immer wieder auch Verschwörungserzähler auf den Plan. Bücher dazu gibt es zuhauf. Viele schlechte und einige gute. Warum das neue Buch „Die Macht der Geheimbünde“ von Hannes Kohlmeier trotz ein paar Schwächen zu den guten gehört, versuche ich hier zu erklären. ->

Dieses Buch wird polarisieren

Hannes ist Journalist und das merkt man überall in seinem Buch. Es liest sich flott weg, die Abschnitte zu den Freimaurern und Rosenkreuzer sind gut und tief recherchiert.

Die Sprache ist voller Bilder, Anekdoten und sehr persönlichen oder auch kritischen Anmerkungen, die vielen, vor allem konservativen Brüdern nicht gefallen dürften. Etwa zum Verhältnis der maskulinen Freimauerei zu den femininen oder gemischten Logen.

Auch ich habe mich erwischt, dass ich meinen Standpunkt etwa zur maskulinen Freimaurerei in Frage stellen musste, dass ich, als meine Großloge nicht gut wegkam, in Verteidigungshaltung ging.

Doch fand ich am Ende Hannes Kritik zwar scharfzüngig, aber stets bedenkenswert und nie unberechtigt oder gar abwegig.

Aufräumen mit Vorurteilen

Und soll ein Buch über Geheimbünde nicht genau das erreichen – kritische Reflexion fördern? Ich denke schon.
Doch das Buch macht noch mehr: Es benennt die Verbindungen zwischen den einzelnen Gruppen, beleuchtet die gegenseitigen Einflüsse und räumt mit so manchem Vorurteil auf. Und es nimmt die Schrullen der Geheimbünde ebenso aufs Korn, wie die Gefahren, die in solchen sich selbst schützenden Strukturen bestehen. Das ist deshalb überzeugend, weil er selbst Bruder ist

In eigener Sache

Ich kenne den Autor gut. Hannes und ich sind Kollegen, Freunde, Freimaurer-Brüder. Wir mögen uns sehr und es gibt immer ein großes Hallo, wenn wir uns sehen. Deshalb ist es nicht einfach für mich, sein Buch kritisch zu besprechen. Einen Versuch wage ich trotzdem. 

Kritisch, humorvoll, scharfzüngig

Das Charmante an Hannes Schreibstil: Er ist von Ironie geprägt – dem Thema, den Gruppierungen, den handelnden Personen und sich selbst gegenüber. Seine Kritik ist stets wohlwollend in der Sprache, wenn auch scharfzüngig.

Etwa wenn es um die Beziehung Vatikans zur Freimaurerei geht, das von gegenseitiger Hassliebe geprägt ist. Und dem elitären Bewusstsein, das manche Brüder aus der Ablehnung des Vatikans ableiten. Ja, Freimaurer können eitel sein…

Oder wenn er die Auswüchse während und nach freimaurerischen Arbeiten beschreibt, wie die des australischen Bruders, der sich nach reichlichem Genuss von Whiskey morgens nackt in der Orgel des Logenhauses vorfand, umgeben von Cheeseburgern und mit einer Spielzeug-Maschinenpistole.

Solche Auswüchse sind zwar längst Geschichte, prägen aber immer noch das Bild des Männerbundes. Inzwischen geht es gesittet bis langweilig in den Logen zu – das versichert nicht nur Hannes Kohlmaier glaubhaft, auch ich kann es bestätigen. Wer einer Loge beitritt, um  Saufen zu lernen, wird enttäuscht werden. Die Ausbilder für Stiefel- oder Koma-Saufen sitzen nicht im Tempel oder der Bauhütte. ->

Manches kommt nur kurz in den Blick

Ebenso detailliert beschreibt und seziert Hannes die Rosenkreuzer, ihre teilweise obskuren Ursprünge, die Verbindungen zu Esoterikern und Scharlatanen aber auch die ernsthaften spirituellen Ansätze. Das  und wird mit der für den Autor typischen Prise Humor und aufgrund vieler persönlicher Erlebnisse und Interviews – unter anderem für einen Dokumentarfilm – mit vielen Detailkenntnissen vorgetragen

Die letzten Kapitel beschreiben kleine Gruppen wie Druiden, Schlaraffen, Guglmännern und Niederländter. Diese Informationen sind  sind sind meiner Meinung nach recht knapp ausgefallen. Hier hätte ich mir mehr Informationen gewünscht. 

Kein Platz für die Illuminaten

Warum verzichtet der Autor darauf, die Illuminaten zu erwähnen? Die Gruppe ist zwar seit langem verschwunden und Hannes Kohlmaier schreibt über  bestehende Geheimbünde.. Doch weil sie oft in einem Atemzug mit Freimaurern genannt werden, wenn Verschwörungserzähler ihr verlogenes Handwerk betreiben, hätte ein kurzes Kapitel über die Ursprünge, Bedeutung und ihren Untergangs aus meiner Sicht dem Buch gut getan.  

Fazit

Hannes Kohlmaier entzaubert mit seinem Buch „Die Macht der Geheimbünde“ auf 254 Seiten Verschwörungserzählung, Unwahrheit und Aberglauben rund um Freimaurer, Rosenkreuzer, Kabbalisten und sogar Vampire. Er liefert ein realistisches Bild der wichtigsten noch existierenden diskreten Männerklubs. Dieses Buch ist nicht nur für Suchende ein Gewinn und eine sehr gute Informationsquelle. Es kann auch gestandene Brüder zu neuen Einblicken verhelfen und Denkanstöße geben. Und das auf sehr viel unterhaltsamere Art als so manches „Standardwerk“ aus dem Umfeld der Großlogen.

Ich kann dieses Buch Suchenden und Brüdern nur wärmstens empfehlen. Es ist nicht „ein weiteres Buch über Freimaurer und Geheimbünde,“ sondern informiert fundiert und es macht einfach auch Spaß es zu lesen. Es ist gute, weil informative Unterhaltung.

Die Macht der Geheimbünde – Freimaurer Rosenkreuzer Kabbalisten, Hannes Kohlmaier, Münchener Verlagsgruppe / Riva Verlag, ISBN 978-3-7423-2013-1, Paperback, 254 Seiten, 15 Euro

Anmerkung: Das Buch „Die Macht der Geheimbünde“ von Hannes Kohlmaier wurde mir von der Munchener Verlagsgruppe als kostenloses Rezensionsxemplar zur Verfügung gestellt. Ich bedanke mich für diese Unterstützung.