Streben nach Perfektion
› Nichts ist so langweilig wie Perfektion. Und dennoch streben wir danach: nach dem perfekten Auftritt, dem perfekten Outfit, dem perfekten Partner. Oder wir jagen dem schnellen Erfolg hinterher, hetzen von einem Meeting zum nächsten, kaufen das nächstgrößere Auto, wohnen in der noch größeren Wohnung und tragen die noch teurere Uhr.
Wir streben nach dem perfekten Leben, getragen von der Illusion, dass wir, wenn wir es gefunden haben, zufrieden sein und zur Ruhe kommen werden, dass unsere Komfortzone schon für uns sorgen wird. Doch je mehr wir planen, je mehr wir die Kontrolle über unser Leben übernehmen, umso hohler wird es. Und langsam reift die Erkenntnis: Perfektion, also Kontrolle über Dein Leben, ist nicht die Lösung, sondern das Problem.
Kontrolle ist der Bremsklotz des Lebens
Natürlich ist es gut, den Überblick zu behalten und zu wissen, was Du als nächstes tun muss, etwa im Job, als Vereinsvorsitzender oder wenn es darum geht, den Alltag in der Familie zu organisieren.
Aber auf der Langstrecke des Lebens sind exakte Planungen ein Hindernis, ein Bremsklotz für die Möglichkeiten des Lebens. Denn sue kosten nicht nur Kraft, sondern engen auch die Möglichkeiten ein, die das Leben auch ohne Planung bereithält.
Kreativität und Spontanität gedeihen nun mal nicht mit Bleigewichten um den Hals. Sie entfalten nur dort ihre Wirkung, wo Leben, Fantasie und Energie sich frei ausbreiten, wo sie mit der Liebe zur Freiheit um die Wette wuchern können.
Ehrliche Frage mit der Bitte um eine ehrliche Antwort: Bist Du so gut, dass Du Dich nicht mehr verändern musst? Bist Du perfekt, so gut, dass nichts Neues mehr kommen kann?
Oder stehst Du still, weil Du Dich vor Veränderungen, Brüchen in Deinem Leben fürchtest? Planst Du jeden Schritt genau, damit Du immer alles in der Hand, stets die volle Kontrolle hast? Willkommen im Klub!
Wenn Du Gott zum Lachen bringen willst, ...
… machst Du einen Plan, sagen die Moslems. Überlege, wie viele der wirklich wichtigen Dinge in Deinem Leben ausschließlich auf Deine Entscheidungen zurückzuführen sind. Wenn Du ehrlich zu Dir selbst bist, bleibt da nicht viel.
Das Meiste von dem, was Du bist, verdankst Du einer Verkettung von Umständen, die Du nicht beeinflussen konntest. Schicksal sagen die einen, Zufall die Anderen.
Ich nenne es Gott.
Gott - Nicht als Planer jedes Details, jedoch als Initiator für Veränderung.
Entdecke die Möglichkeiten
Schenkt man der Symbolik dieser Parabel aus der Genesis Glauben, beschreibt sie das Urprinzip Gottes: die völlige Wahlfreiheit des Menschen bei seinen Entscheidungen.
Die Wahl ist einfach: Immer, wenn der Weg Anstrengungen verspricht oder auf unbekanntes Gelände führt, nimm diesen Weg.
- Denn solange Du den Weg des geringsten Widerstandes gehst, bleibst Du in Deiner Komfortzone und nichts bewegt sich.
- Oft erkennen wir nicht einmal, dass wir in einer Komfortzone leben, denn es gibt sie auch in dunkel, schmerzhaft, schlecht.
- Doch weil wir sie in- und auswendig kennen und Angst haben vor dem Neuen „da draußen“, richten wir uns auch in der unkomfortablen Zone wohnlich ein.
- Wir verschließen die Augen vor den Möglichkeiten, die es außerhalb zu entdecken gibt.
Wir leben, als gäbe es kein „Außen“. Der Kontrollfreak in uns verhindert unser Wachstum.
Es gibt nur eine Möglichkeit zu wachsen
Damit Du die Bremse in einem Leben lösen kannst, musst Du Dir eingestehen, dass Du keine Kontrolle hast, dass Dein Leben auch ohne Deinen Einfluss läuft.
Dazu musst Du Dich nur dem Strom des Lebens überlassen, der Quelle in Dir vertrauen.
Oder wie der Franziskanerpater Richard Rohr in seinem Buch „Endlich Mann werden“ (Seite 216) schreibt:
„Wer sich ausliefert wird aufgefangen, und der Strom strömt durch ihn hindurch. Wer die Kontrolle nicht aufgibt, wird auch aufgefangen, doch der natürliche Strom des Geistes wird deutlich verlangsamt. (…) Sich dem göttlichen Strom auszuliefern, bedeutet nicht aufzugeben, nachzugeben, zu kapitulieren, eine Marionette zu werden, naiv und verantwortungslos zu sein oder nicht mehr zu planen oder zu denken. (…) Auslieferung bedeutet die Bereitschaft zu vertrauen, dass ich ein geliebter Sohn (…) bin und zuzulassen, dass Gott mein Vater ist. Es ist tatsächlich so einfach.“
„Du hast nicht die Kontrolle“ – Aber wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben um eine Handbreit verlängern?“ (Lukas 12,25)