Was braucht man für ein gutes Leben?
Was macht ein gutes Leben aus? Was brauchen wir, um ein gutes Leben zu führen? Diesen Fragen geht der australische Bestseller-Autor Steve Biddulph in seinem Buch „Lebendig leben – eine Einladung zur Befreiung“ nach.
Das vierstöckige Haus
Dabei beschreibt der Autor den Menschen als Haus mit mehreren Stockwerken: Unser Körper mit seinen Wahrnehmungen von Hunger, Durst , Hitze Kälte, Nässe, Trockenheit, Düften, aber auch Schmerzen und Wohlbefinden bildet das Erdgeschoss. Der erste Stock beherbergt Emotionen wie Angst, Sehnsucht, Begehren Freude, Glück, Lust und vieles mehr. In der zweiten Etage arbeitet unser Gehirn mit seinen analytischen Fähigkeiten: Der Verstand denkt klar, sichtet, ordnet und erklärt uns die Welt. in der dritten Etage schließlich ist die Spiritualität zuhause, jener Bereich, mit dem wir Kontakt zum Überpersönlichen halten.
Im inneren Haus leben
Biddulph, der in den 1980er mit seinem Buch „Männer auf der Suche“ viel für die Bewusstwerdung des Mannes getan hat, möchte, dass wir in unserem inneren Haus leben.
Dazu müssen wir die Signale erkennen und entschlüsseln, die uns unser Körper immerfort sendet. Jedes Signal gibt uns Hinweise, wie wir auf unsere Umwelt reagieren. Ist die Aufmerksam dafür erst einmal geschult, haben wir uns, so Biddulph, wieder ein Stück besser kennengelernt, können uns besser verstehen und angemessener handeln . ->
Andere Sicht auf Spiritualität
Dieses Muster wendet Biddulph, der als Familienpsychologe und Experte für Traumapatienten arbeitet, auf alle vier Etagen des inneren Hauses an, auch auf de Spiritualität. Die ist, so sagt er richtig, „nicht das…, was Sie denken.“ Er entwickelt sie vielmehr zu einem Konzept der Interreligösität, der All-Verbundenheit. Dazu hebt er Tätigkeiten wie Strandspaziergänge, den Blick in den Sonnenuntergang, Surfen, Reiten oder den Besuch eines Rockkonzerts in den Bereich des Heiligen, der Spiritualität. Es ist das Prinzip de Mystik, für die alles vom Göttlichen durchdrungen ist und bei der alles Anteil am Göttliche hat.
Will er zuviel auf einmal?
Biddulphs Stärke ist zugleich seine Schwäche: Er arbeitet sich auf vielen Ebenen an das Thema heran: Traum, Posttraumatische Störungen, Wachstum, Therapie und vielem mehr. So verspricht der Autor klares Konzept und alles deutet daraufhin, dass er es einhalten wird. Doch in Kapitel 5 (Seite 125) bricht er mit Ankündigung aus diesen eigenen Vorgaben aus, um sich dem wichtigen Thema transgenerationalen Traumata zu widmen. Zwar weist er darauf hin, dass der Leser das Kapitel problemlos überspringen kann. Doch warum platziert er es dann nicht gleich an anderer Stelle? Hier stört es den Lesefluss und damit das Verstehen des Buches und seines Anliegens.
Einfaches kompliziert gemacht
Überhaupt: Biddulph, der in seinem Buch „Männer auf der Suche“ klar und deutlich schrieb, worum es ihm ging, macht es hier unnötig kompliziert. Statt konkret zu beschreiben, wie er alle Etagen des Hauses zu einen Spitzen-Team zusammenschweißen will, redet er vor allem im ersten Teil des Buches viel über die Theorien und hat mich so steckenweise als Leser verloren. Ich musste mich dann zwingen weiterzulesen und dranzubleiben, Das ist schade, Erst im zweiten Teil des Buches wird deutlich, wohin er will und wie man das schaffen kann.
Fazit
„Lebendig Leben“ von Steve Biddulph kann Dein Leben verändern, wenn Du es schaffst, dranzubleiben. Es gibt Hinweise auf einen Weg zu einem erfüllten und lebendigen Leben, als derjenige, als der man gemeint ist. Leider ist es kein Lesebuch und nur in der zweiten Hälfte ein echtes Arbeitsbuch. Trotz seiner Schwächen kann ich es allen empfehlen, die wachsen wollen.
Lebendig leben von Steve Biddulph, Hardcover, 304 Seiten, erschienen bei Droemer-Knaur,
ISBN: 978-3-426-28601-2, 20 Euro.
Anmerkung: Das Buch „Lebendig leben – Eine Einladung zur Befreiung“ von Steve Biddulph wurde mir vom Verlag Droemer -Knaur kostenlos zur Verfügung gestellt. Ich bedanke mich für die Unterstützung