
"Ich will Spaß, ich will Spaß!
… Ich geb Gas, ich geb Gas.“- den Song, den Markus 1982 in der Hitparade sang, könnte er so heute immer noch ohne schlechtes Gewissen singen. Diesen Eindruck vermittelt jedenfalls Boris von Heesen in seinem Buch „Mann am Steuer“, das im Heyne Verlag erschienen ist.
Von Heesen, der bereits ein Buch über die durch von Männer verursachten explodierenden Gesundheitskosten geschrieben hat, geht darin hart mit dem Patriachat ins Gericht: Seilschaften verhinderten fast schon männerbündlerisch die Verkehrswende. Es gebe keinen Abschied vom Verbrenner hin zu einer ökologischen Fortbewegung, weil Testorsteron und die damit einhergehende Sozialisation dies verhindern würden. Wie genau dies funtioniert und was er als Abhilfe vorschlägt, beschreibt er in vier Abschnitten.
1. Der Unterbau
Hier geht um die patriachalen Strukturen, die aus Sicht des Autors dazu führen, dass die Verkehrswende scheitert muss. Er beschreibt, wie Politik, Wirtschaft und Lobbygruppen organisiert sind – überwiegend männlich, mit fließenden Übergängen und Wechseln zwischen den einzelnen Gruppen. Da werden Politiker in die Wirtschaft weggelobt, Kontakte unter Männern so geknüpft, dass die Auto-Industrie den größten Vorteil hat. Auch der ADAC kommt nicht gut weg: Die Männerdominanz und die Politik des größten Automobilclubs wird durchleuchtet und bloßgestellt.
Und der Leserm ahnt: Da sind dicke Bretter zu bohren, bevor sich die Tore auch nur für für neue alternative Antriebe öffnen können.
2. Männer in den Statistiken
Wenn sich der Autor den Statistiken zuwendet, wird es brenzlig für das Patriachat. Bußgelder, Unfallstatistiken, Zulassungszahlen nach Hubraum und PS sortiert, Verkerhsverstöße – alles seziert er fein säuberlich und kommt zu dem Schluss: Wir Männer profitieren nicht nur materiell von unseren Beziehungen und Männer-Seilschaften, wir nutzen sie auch ziemlich einseitig.
Am Ende legen die zusammengestellten Zahlen nahe: Die Straße ist die moderne Form des Zirkus Maximus. Es gilt das Recht des Stärkeren, der nur selten der Klügere ist. Denn Männer sind nach der Analsye von Boris von Heesen nicht nur diejenigen, die die schnellsten und teuersten Autos fahren, sondern auch diejenigen, die damit großen und oft gefährlichen Unsinn anstellen, in ihnen sterben oder mit ihnen töten. Der Darwin- Award lässt grüßen.
Absurde Auswüchse...
zeigt das Patriachat nmach Meinmung von Boris von Heesen beim Tuning, in Form der Autoposer, illegalen Autorennen, dem Mortorsport und sogar in den Medien, wenn diese über Autos berichten.
Beim Tuning, das aus normalen oder bereits PS-starken Autos noch mehr herausholt oder beimn Optik-Tuning zumindest den Schein von Macht und Größe erzeugen will, wird nicht nur die Verbrennertechnik beworben, sondern oftmals auch ein extrem rückständiges Frauenbild. In die selbe Kategorie fallen die Autoposwer, deren Protzgehabe an pubertäres Gebalze erinnert statt an ein vernüftiges Verhältnis zu Technik und Sicherheit. Die spielt bei illegalen Rennen keine Rolle, bei denen in katastrophaler Selbstüberschätzung Verletzte oder Tote scheinbar billigend in Kauf genommen werden.
4. Labor der Lösungen...
…überschreibt der Autor den vierten Abschnit seines Buches. In ihm skizzerit er, wie eine Verkehrswende gelingen kann (Mit den Frauen!) und er prophezeit, dass die Verkehrswende nur der Anfang sein wird. Am Ende steht eine völlig neue Gesellschaft: weniger Flächenverbrauch, mehr Zusammenhalt, weniger Einsamkeit, weniger CO2-Ausstoß – kurz: Wenn das Auto entzaubert und das Patriachat zurückgedrängt wird, kann unsere Gesellschaft sich neu ausrichten.
Einfach wird das nicht, denn dafür müssen alle umdenken und sich von Liebgewordenem verabschieden.
Ob wir dazu bereit sind, bleibt abzuwarten…
Fazit
Als männlicher Leser kam mir oft das Gruseln geschüttelt – besonders wenn es um die eindeutigen Statistiken ging. Ich habe mich gelegentlich wiedererkannt, entweder bei abgelegtenoder noch bestehenden schlechten Gewohnheiten. Wie sehr Politik und Wirtschaft von Beziehnungen beeinflusst werden, war mir schon immer bewusst – zu lange habe ich selbst in der Branche gearbeitet. Und doch haben mich die konkreten Beschreibungen aufgerüttelt. Boris von Heesen benennt klar und in einfacher Sprache Probleme und Ursachen Und er bietet Lösungen an. Sie erfordern eine Anstrengung aller Willigen, denn die Beharrungskräfte sind enorm. Ich kann dieses Buch all jenen empfehlen, die eine neuen blick auf das thema Auto und Umwelt werfen wollen . diese sBuch zeigt, wie vielschichtig das Problem ist. Ein wahrhaft aufrüttelndes Buch!
Mann am Steuer von Boris von Heesen, Heyne Verlag, Paperback, 288 Seiten, ISBN:978-3-453-60698-2, 18 Euro
Anmerkung: Das Buch „Mann am Steuer“ von Boris von Heesen wurde mir vom Heyne Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zu Verfügung gestellt. Vielen Dank für die Unterstützung meiner Arbeit.