Frühling in mir

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Initiation - Ankommen im Unterwegssein

Was hat Dir die Initiation gebracht? Bist Du angekommen in Deinem neuen Leben? Das fragen mich viele, wenn ich ihnen von meiner Initiation 2016 im österreichischen Weibern erzähle. Die Antwort lautet „Es ist kompliziert.“ Nicht das Leben an sich ist komplizierter geworden nach der Initiation, sondern die Erklärungen für das, was genau dieses Leben, mein Leben jetzt ausmacht.

 

Schau genau hin

Ich weiß was ich nicht mehr tun und was ich nicht mehr aushalten will. Und ich sehe meine Begrenztheit ganz klar – nicht nur was die Lebensspanne angeht, die noch vor mir liegt, sondern auch bei dem, was ich aufgrund meiner Gaben und Schwächen vermag. Das wirkt auf den ersten Blick erschreckend endgültig und brutal. Der zweite Blick eröffnet jedoch ungeahnte Möglichkeiten. Ich weiß, welche Leitern an den falschen  Wänden stehen, bevor ich sie erklimme. Und ich kann meine eigenen Auswüchse beschneiden, das Unnütze vom Sinnvollen trennen und letzteres behalten.

Dann geht es bei mir wie im Garten zu: Der Frühlingsschnitt fördert das Wachstum.  ->

Immerwährende Arbeit

Und auch die Nachhaltigkeit ähnelt der des Rückschnitts im Garten: Ich muss immer wieder ran, um die Linie zu halten, kann nur behutsame Veränderungen bewirken und muss aufpassen, dass ich alle Bereich des Gartens im Blick behalte.

Ähnlich ist es mit schlechten Angewohnheiten: Hat man die eine abgelegt und ein Auge darauf, dass sich kein neuen einschleichen, verliert man andere Bereiche der Persönlichkeit aus dem Blick, schon hat man sich – ähnlich wie Giersch im Garten – eine neue Marotte aufgesackt, die einem Energie und Zeit raubt.

Und so reift in mir die Erkenntnis: Wie in meinem Garten endet auch die Arbeit an mir selbst nie.

Dabei kommen mir immer wieder die fünf harten Wahrheiten und die dazu gehörenden fünf Botschaften Jesu hinzu, die Richard Rohr in seinem Buch „Adams Wiederkehr“ anführt.

  • Es stimmt: Das Leben ist hart. Aber/Und: Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht (Mt 11,28) 
  • Es stimmt: Du bist nicht wichtig. Aber/Und: Wisst Ihr nicht, dass eure Namen im Himmel geschrieben stehen (Lk 10,20) 
  • Es stimmt: In meinem Leben geht es nicht um mich. Aber /Und: Ich lebe, aber nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir (Galater 2,20 vgl. Kol 3,3b, 4
  • Es stimmt: Du hast nicht die Kontrolle. Aber / Und: Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben um eine Handbreit verlängern? (Lk 12,25)
  • Es stimmt: Du wirst sterben. Aber / Und: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgend eine andere Kreatur – nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes. (Römer 8,38f)

Wiederkehrender Frühling

Diese Sätze lassen mich – trotz aller Verwirrung und Hoffnungslosigkeit, die mich immer wieder umfangen – hoffen, dass mich eine Kraft aus der Dunkelheit meiner Seele in das helle Licht des wiederkehrenden Frühlings führen wird. Das wird mich erneut wachsen und aufblühen lassen, wenn ich auf den Rhythmus vertrauen, der uns allen innewohnt. Diesem Rhythmus der Natur folgend schaue ich jetzt in die Frühlingssonne, auf dass es Frühling werde in mir und allen, die sich wie ich danach danach sehnen. ->

Niemals am Ziel

Durch die Initiation bin ich nicht fertig oder ganz geworden. Ich bin angekommen im Unterwegssein.
Und doch hat die Wanderung nicht mit der Initiation begonnen. Vorher irrte ich wie ein Blinder. Jetzt erkenne ich zumindest ein Stück des Weges.

Ich lebe mitten im Nicht-mehr-und-noch-nicht, lebe in dem Bewusstsein, eine ewige Baustelle zu sein, auf der ich Gerneralunternehmer, Zimmermann und Bauherr zugleich bin. Und doch oft keinen Plan habe, wie es weitergeht mit mir.   

Gesegnet sei euer Weg

Gesegnet sei euer Weg

Tag für Tag
im Genießen der Kraft der Liebe
im Aushalten von Verunsicherungen
im Aussprechen von Anerkennung

Gesegnet sei euer Unterwegsein

jeden Tag neu
im Staunen über das gemeinsame Wachsen
in Erneuern der Zusage einander beizustehen
im Erinnern an das Geschenk der Verwandlung

Gesegnet sei euer Zusammensein

Tag für Tag
im Stärken des Rückgrats
im Fördern der Gastfreundschaft
im solidarischen Aufstand für das Leben

Gesegnet sei euer Unterwegsein

Gesegnet sei euer Aufbruch

aus Strukturen des Misstrauens
aus lebensbehindernden Mustern
aus lähmender Ohnmacht

Gesegnet sei eure Liebe
im Hier und Jetzt

Anmerkung: Das Gebet „Gesegnet sei euer Weg“  stammt aus dem Buch „Zeit des Wachsens – Zeit des Reifens /  Leben im Rhythmus der Jahreszeiten“ von  Pierre Stutz (Herder Spektrum) und ist dem Kapitel „Frühling in mir “ entnommen.