Podcast: Sexpodcasts und was sie leisten – Teil 1

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Sex ist allgegenwärtig

„Was Sie schon immer über Sex wissen wollten,…“   – der Titel des Woody Allen-Films von 1972 ist längst ein geflügeltes Wort. Doch auch wenn immer offener über Sexualität, Geschlechter-Identität und Sexualpraktiken gesprochen wird: Sex ist immer noch ein großes Tabu. Vor allem wenn es um Sexualität und Nähe, Versagensängstn und sexuelle Wünsche geht,  herrscht bei vielen Paaren Funkstille. Und Jugendliche, vor allem junge Männer erhalten nicht die Unterstützung und die Informationen, die Entwicklungen einer gesunden Beziehung zu ihrem Körper und Sexualität führen

Beim Sex macht man sich in der richtig nackig, auch emotional. Beim Sex mit einer anderen Person ist man diesem Menschen so nahe, wie man nur sein kann. Im Idealfall gibt es kein Du und Ich mehr, sondern man wird Eins, weil das Ego für einen Moment „stirbt“. Aus gutem Grund nennen die Franzosen den Orgasmus „le petit mort“.

"Houston, wir haben ein Problem!"

Schön und gut. Doch bis zum perfekten Sex ist es ein langer Weg. Tabus, Scham, der Mangel an Gelegenheiten aber auch Traumata oder körperliche Gründe verhindern erfüllten Sex. Und kaum einer traut sich, offen zu bekennen „Houston, wir haben ein Problem.“ Viele Menschen, aber gerade junge Männer suchen vergeblich nach Unterstützung oder Rat. Das Internet bietet da nur selten qualifizierte Hilfe.

Zum Glück gibt es im Internet inzwischen aber auch  eine ganze Reihe guter Podcasts zum Thema Sexualität und Beziehung. Egal ob homosexuell, lesbisch, heterosexuell, Polyamoie, BDSM Fetisch oder nach was einem auch immer gelüstet: Wer nach dem Stichwort „Sexpodcast“ googelt, erhält innerhalb von 0,4 Sekunden mehr als 11 Millionen Treffer. Ich habe mir einen Bruchteil davon angehört. Hier die Bewertungen meiner ersten Stichprobe.

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Ladylike - die Podcastshow...

Der Talk über Sex Liebe und Erotik wird von Yvonne und Nicole getragen. Die zwei sind schräg drauf: Geil, ficken und vögeln sind ihre Lieblings- worte, irgendwann habe ich aufgehört mitzuzählen, was sie alles geil finden, wo und wie sie überall Sex hatten oder haben wollen. Dazu bemühen sie sich um einen möglichst erotischen, oder besser: verruchten Tonfall. Es bleibt bemüht: die beiden wirken vulgär, gekünstelt, nicht authentisch. Dazu sind sie schrecklich überdreht, wie Pubertis auf dem Höhepunkt ihrer Hormon-Welle. Sie gackern, glucksen sich durch das Thema. Schade, denn vom Thema verstehen die beiden was. Und auch der Ansatz des Podcast ist gut: Eine homo- und eine heterosexuelle Frau reden über Sex und wie Frauen ihn sich wünschen und über alles drumherum. Das hätte auch für mich als Mann interessant werden können. Hätte, denn mich nervt überdreht Art der beiden  einfach nur.

Frag mal Agi

Lotte Kunath spricht mit Agi Mallach über Sex, und zwar aus Sicht von Jugendlichen. Dabei achten die beiden auf realistische Szenarien und Settings und sprechen auch über andere Themen, die Jugendliche auf den Nägeln brennen. Leider gibt es in den Beiträgen etliche inhaltliche wieder Wiederholungen, die dramaturgisch keinen Sinn ergeben. Agi und Lotte sprechen zudem von „Menschen, die Hoden und Penis haben“ , wenn sie diejenigen meine, die man gemeinhin als Jungen kennt. Ich weiß warum, frage mich jedoch, ob da nicht ein einfacher Hinweis auf die Diversität der sexuellen Selbsteinstufungen genügt hätte. Diese immer mal wider auftauchende Formulierung wirkt ziemlich bemüht, zumal es eine Entsprechung auf der „anderen Geschlechterseite“ nicht zu geben scheint. Bis auf diese Irritation ist „Frag mal Agi“ ein sehr gelungener Podcast für die jüngere  Altersgruppe.

Beste Freundinnen

Es ist gut, wenn sich die Podcaster gut verstehen. Max und Jacob, die Protagonisten von „Beste Freundinnen“, kennen und verstehen sich sehr gut – zu gut, möchte man meinen. Denn egal, ob es um Schlussmachen mit einer Affäre, die wildesten Festivalstories oder Tipps fürs erste Date geht – die beiden kommen schnell „von Hölzchen auf Stöcks’chen“. Sie zelebrieren Ihre Freundschaft, nehmen sich gegenseitig auf den Arm und lachen viel und gerne. Das ist alles ganz amüsant, doch Infos zum jeweiligen Thema muss man sich aus den 30 bis 70 Minuten lagen Folgen mühsam heraussieben. Und es beschleicht einen manchmal das ungute Gefühl, dass hier viel Wind um wenig Inhalt gemacht wird. Sehr lästig: Während die Werbung bei anderen Podcasts meist als separater Trailer vor oder nach der Podcastfolge läuft, sprechen die beiden Hosts die gebuchte Werbung mit Werbeansage im Podcast-Text ein – so nach dem Motto,: „Wenn wir hier sitzen, benutzen wir gerne….“ Das beeinträchtigt den Wert dieses Podcasts für mich zusätzlich. Was schade ist, denn die sympathischen Protagonisten sind beschlagen, wenn es um da Thema Sex geht  – weniger Show und mehr Inhalt wäre besser gewesen.

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Podcast Ich frage für einen Freund Rezension Sexpodcast für Erwachsene Therapeutin Hamburg Journalist Funke Mediengruppe

Die Paartherapie

NDR2 Podcast in jeder Beziehung ist anders als die anderen fünf hier vorgestellten Podcasts. Das Gespräch zwischen Host Maria Richter und Therapeut Eric Hegmann aus Hamburg verläuft entlang der vom Therapeuten mitgebrachten Mitschnitte echter Therapiesitzungen. Die Zuhörer erleben durch diese Aufnahmen nicht nur die alle Höhen und Tiefen der Klienten mit. Sie erfahren auch warum der Therapeut bestimmte Therapieansätze nutzt und welche Lösungen er den Klienten anbietet. Das ist streckenweise hart und treibt einem die Tränen des Mitgefühls in die Augen. Doch so können die Zuhörer nachempfinden, was in den Sitzungen passiert, sie erfahren fast körperlich, was Therapie bedeuten und auslösen kann. Dabei wird diese aus acht Folgen (plus eine Einführungs- und eine Bonusfolge) bestehende Podcast-Serie nie voyeuristisch: egal ob Sexflaute, Seitensprung oder fehlendes Verantwortungsbewusstsein – alles kommt auf den Tisch. Die Klienten sind echt, und haben sich bei den Sitzungen sogar filmen lassen. So entstand eine Serie, die sehr dicht und hilfreich sein kann. Ein sehr gelungenes Format.

 

Ach, komm! ...

Der Sex-Podcast mit Ann-Marie Henning und Caro Burchardt wird vom RedaktionsNetzwerk Deutschland gemacht und will vor allem eins: schnörkellos und unterhaltsam aufklären. Bestsellerautorin, Paar- und Sexualtherapeutin Ann-Marlene Henning und Redakteurin Caro Burchardt arbeiten sich locker durch alle Höhen und Tiefen menschlicher Beziehungen und Sexualität. Dabei gehen mit Ann-Marie Hennig zwar manchmal die Pferde durch, doch die gebürtige Dänin bremst sich in der Regel schnell mit einem lauten Lachen selbst wieder ein. Das wirkt manchmal störend, doch danach erklärt sie sachlich und fundiert, aber humorvoll alles rund um Porno, Impotenz, Lustlosigkeit in lange Beziehungen oder andere mit Scham besetzte Themen. Die beiden Frauen ergänzen sich und verirren sich in den bis zu 70 Minuten langen Folgen nur gelegentlich auf „Nebenkriegs-schauplätze“. Wer die Aufklärungsbücher von Ann-Marie Henning kennt, merkt schnell: Der Podcast trägt die Handschrift der Therapeutin Ann-Marie Henning. Ich finde ihn gut und empfehle ihn ausdrücklich.

Ich frage für einen Freund -...

Der Sexpodcast für Erwachsene vom Hamburger Abendblatt ist ein unterhaltsames Gespräch zwischen dem Journalist Hajo Schumacher und der Hamburger Sexualtherapeutin Katrin Hinrichs. Hajo, der überhaupt keine Probleme auf dem Gebiet hat, fragt für seinen Freund Lars. Bei dem läuft es es leider nicht so rund.. Im Podcast, den mir eine Freundin empfohlen hat,  geht es fachlich versiert aber nicht all zu ernst zur Sache.  Sexuelle Übergriffe und Missbrauch sind ebenso Thema wie Selbstbefriedigung, Seitensprünge, Affären oder Impotenz und der Einfluss der Pornografie auf das Sexualverhalten Dabei greift Katrin Hinrichs auf ihre langjährige Erfahrung als Sexualtherapeutin zurück. Sachlich, humorvoll, nie grenzüberschreitend oder verletzend erklärt sie möglichen Ursachen für die gestörte (Kommunikation in Sachen)  Sexualität. Der Podcast bedient keine Klischees, lebt von der Spannung des Mann-Frau-Gespanns und dem Wissen der Expertin. Mein absoluter Lieblingspodcast.